Die Verkündigung der Geburt Jesu
Das im Lukas-Evangelium (1, 26–38) erzählte Glaubensgeheimnis von der Menschwerdung des Gottessohnes, welches das zweite Marienfenster ins Bild bringt, steht ganz in der Mitte der christlichen Verkündigung. Deshalb hat auch der Besuch des Engels Gabriel bei Maria im Laufe der Geschichte eine große Wirkung in der christlichen Frömmigkeit hervorgebracht. Das Gebet „Gegrüßet seist du, Maria“ und das Gebet „Der Engel des Herrn“ gehen auf diesen Evangeliumsabschnitt zurück. Das Sprechen dieses zweiten Gebetes ist der Grund für das dreimalige Läuten der Kirchenglocken morgens, mittags und abends. Das Läuten kann daran erinnern, dieses Gebet zu sprechen, und ruft somit ins Gedächtnis, dass Gottes Sohn in die dieser Welt gelebt, dass Gottes Wort unser Fleisch angenommen hat (Joh 1, 14).
Der genannte Textabschnitt bei Lukas ist das Tagesevangelium des Hochfestes Verkündigung des Herrn, am 25. März, neun Monate vor Weihnachten sowie des Hochfestes Von der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria am 8. Dezember, neun Monate vor dem Fest ihrer Geburt am 8. September. Das Hochfest am 8. Dezember ist gleichzeitig der Patronatstag unserer Kirche und Gemeinde.
Nachdem bereits das erste Fenster die unbefleckte Empfängnis Mariens zum Inhalt hatte, kommt in den Worten des Engels
„Sei gegrüßt, du Begnadete“ erneut die besondere Erwählung Mariens zum Ausdruck. In welcher Situation der Engel Maria antraf, erzählt das Evangelium nicht. Es sagt schlicht: „Der Engel trat bei ihr ein.“ Der Künstler des Fensters folgt einer breiten künstlerischen Überlieferung, Maria kniend und beim Lesen in der Heiligen Schrift darzustellen. Die kleine Szene am oberen Bildrand mit Gottvater und Taube versinnbildet die Worte des Engels: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten.“ (Lk 1,35)
Im oberen Abschluss des Fensters findet sich das gekrönte Marienmonogramm, das von zwölf Sternen umgeben ist. Zur Zwölf-Sterne-Symbolik mehr beim siebten Marienfenster. Ganz ähnlich ist das Josefsmonogramm im sechsten Marienfenster gestaltet (es sind die beiden Fenster von 1912). Zusammen mit dem abgekürzten Jesus-Namen in der Spitze des Kreuzigungsfensters im Chorraum bilden sie die traditionell verehrten Namen Jesus, Maria und Josef.
Ich möchte dieses Fenster das Fenster der Berufung nennen, denn die Berufung Mariens zur Gottesmutterschaft und ihr einfaches und doch großes „Mir geschehe, wie du es gesagt hast“, beinhaltet jede menschliche Berufung.